Angewandte Kognitionsforschung
Diagnostik und Frühförderung
Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs
Für den erfolgreichen Einstieg in den Schriftspracherwerb ist die Entwicklung verschiedener kognitiver Vorläuferfertigkeiten des Lesens und Schreibens erforderlich. Zu diesen Vorläuferfertigkeiten gehören u.a. die visuelle Wahrnehmung, die nicht-sprachliche und sprachliche auditive Wahrnehmung, die Integration von auditiver und visueller Information und das Buchstabenwissen. Werden Defizite in diesen kognitiven Vorläuferfertigkeiten frühzeitig erkannt, so besteht die Chance, diese zu beheben, noch bevor sie sich ungünstig auf den Schriftspracherwerb in der Schule auswirken.
Deshalb beschäftigen wir uns in unserer anwendungsbezogenen Forschung mit Möglichkeiten der frühen Diagnostik und Förderung von kognitiven Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs. Außerdem evaluieren wir Diagnoseinstrumente und Förderprogramme zu derartigen kognitiven Grundlagen des Lesens und Schreibens, z.B. die Differenzierungsproben nach Breuer/Weuffen (Screening-Verfahren zur Überprüfung basaler auditiver und visueller Fähigkeiten mit Relevanz für den Schriftspracherwerb) und das Audilex-Programm (computergestützte Förderung der audio-visuellen Integration bei Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten).
Nähere Informationen zu Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs sowie Materialien zur frühen Diagnose und Förderung dieser Vorläuferfertigkeiten finden Sie auf der folgenden Internetseite: znl-caspar.de.
Repräsentative Publikationen
Bitz, U., Gust, K., Vogt, K., Steinbrink, C. & Hille, K. (2005). Auswirkungen des AUDILEX-Trainingsprogramms auf die Lese-Rechtschreibleistung von Grundschülern der 2. Klasse. Nervenheilkunde, 24(3), 184-189.
Krammer, S., Vogt, K., Steinbrink, C., Mayer, J., Halici, O., Kruse, S. & Bernauer, J. (2006). Web-basierte Diagnose und Förderung auditiver Fähigkeiten für den Schriftspracherwerb. GMS Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, 2(3): Doc 17. Heruntergeladen am 04. Januar 2007. Download here
Steinbrink, C., Vogt, K., Krammer, S., & Bernauer, J. (2009). Evaluation und vorläufige Normierung des Computerbasierten Ulmer Lautunterscheidungstests (CULT). Diagnostica, 55 (2), 94-105.
Kreativität und Hochbegabung
When the limitations of the intelligence tests were acknowledged (Guilford, 1954) the study of giftedness began to use creativity tests. They measure creative thinking or divergent thinking abilities and were effective in directing educators and psychologists away from their dependence upon one single measure of giftedness, namely, intelligence.
Creativity as a concept became important when Getzels and Jackson (1962) showed that highly creative or divergent thinking adolescents achieved as well as their highly intelligent peers, in spite of the fact that their average IQ was 23 points lower. However, their results were only partly duplicated by later research and a discussion entailed about the value of creativity tests for the assessment of giftedness.
The Creative Thinking Test (CRT, Jaarsveld, in development) is used to assess giftedness from a different point of view. Human thinking processes involve cooperation between intelligent and creative thinking abilities (Jaarsveld & Hamel, 1995, 1996; Jaarsveld, Hamel, & van Leeuwen, in press). Creative abilities contribute originality and fluency to the solving process and intelligent abilities contribute memory search, interpretation of problem criteria, and evaluation of intermediate solutions (Jaarsveld, 2007; Jaarsveld & van Leeuwen, 2005). Using the CRT we focus on the recognition of giftedness from an early age on.
Referenzen
Jaarsveld, S., & Hamel, R. (1995). Problem solving versus problem invention: Differences between cognitive activities. Poster session presented at the Creative Concepts Conference, Texas A & M University, College Station, TX.
Jaarsveld, S., & Hamel, R. (1996). Problem solving and creation: Psychometric and theoretical research in differences and similarities between the cognitive activities in both processes. Symposium conducted at the American Psychological Association Congress, Montreal, Canada.
Jaarsveld, S., Hamel, R., & van Leeuwen, C. (submitted). Solving and Creating Raven Progressive Matrices: Reasoning in well and ill defined problem spaces.
Sprachfrühförderung Englisch / Sprachimmersion im Kindergarten
In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir die Auswirkungen zweisprachiger Erziehung in Kindertagesstätten auf die sprachliche und kognitive Entwicklung der Kinder.
Vor dem Hintergrund der Präsenz US-amerikanischer Streitkräfte und ihrer Familien in der Westpfalz und der hiermit verbundenen Allgegenwärtigkeit der englischen Sprache ist diese Region für ein Projekt zum frühen Zweitspracherwerb besonders geeignet. Zusätzlich zum Englischlernen im Kindergarten erhalten die Kinder Gelegenheiten zur Anwendung und Weiterentwicklung des Englischen durch die Pflege von Kontakten zu US-amerikanischen Kinderbetreuungseinrichtungen.
Das Englischlernen im Kindergarten erfolgt nach der Immersionsmethode (engl. immersion: Eintauchen, Sprachbad). Hierbei kommuniziert eine Erzieherin (native speaker) ausschließlich in englischer Sprache mit den Kindern. Die Integration des Englischen in alle Aktivitäten des Kindergartenalltags ermöglicht einen dem Mutterspracherwerb ähnlichen Erwerbsprozess: Die Kinder erschließen die Bedeutung der Äußerungen aus dem Interaktionskontext. Das Prinzip der Sprachimmersion steht im Gegensatz zum Fremdsprachunterricht durch explizite Unterweisung. Studien konnten zeigen, dass die Immersionsmethode eine effektive Methode zum frühen Zweitspracherwerb im institutionellen Rahmen ist (Genesee, 1987).
Die frühe Auseinandersetzung mit einer zweiten Sprache kann sich darüber hinaus günstig auf die allgemeine sprachliche und kognitive Entwicklung auswirken. Diesbezügliche Studien zeigen konsistent Vorteile von bilingualen gegenüber monolingualen Kindern im Bereich metalinguistischer sowie nicht sprachgebundener kognitiver Fähigkeiten wie z.B. Problemlösen und Aufmerksamkeitskontrolle (Bialystok, 2001). Die meisten dieser Studien basieren allerdings auf Vergleichen zwischen monolingualen und bilingualen Kindern, welche von Geburt an zweisprachig aufwuchsen. Im Rahmen des Projekts soll geprüft werden, ob bzw. inwieweit die Sprachimmersion im institutionellen Bereich ähnlich positive Effekte bewirkt.
Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts konzentriert sich auf den Erst- und Zweitspracherwerb (Wortschatz, Grammatik, metalinguistische Fähigkeiten) sowie auf die Entwicklung allgemeiner kognitiver Funktionen über den Projektzeitraum von drei Jahren. Die Entwicklungsfortschritte in der Immersionsgruppe werden mit denen einer Kontrollgruppe von Kindergartenkindern verglichen, die einmal wöchentlich spielerischen Englischunterricht erhalten (Fingerspiele, Lieder, Reime). Dies ermöglicht eine genaue Einschätzung der Effektivität der Immersionsmethode relativ zu gängigeren Formen der frühen Fremdsprachvermittlung.
Förderung: | Land Rheinland-Pfalz |
Projektzeitraum: | April 2009 bis September 2012 |
Beteiligte Personen: | Prof. Dr. rer. nat. habil. Dipl.-Psych. Thomas Lachmann Priv.-Doz. Dr. phil. Dipl.-Psych. Maria Klatte Dr. phil. Dipl.-Psych. Claudia Steinbrink Dipl.-Psych. Kirstin Bergström |
Akustik in Bildungseinrichtungen
Das Thema „Lärm in Bildungsstätten“ ist in den letzten Jahren zunehmend in den Blickpunkt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses gerückt. Diese Entwicklung beruht auf aktuellen Erkenntnissen aus unterschiedlichen Forschungsgebieten. Zum einen erwies sich der Lärm in arbeitspsychologischen Studien als einer der wesentlichsten Belastungsfaktoren im LehrerInnen- und Erzieherinnenberuf. Akustische Messungen dokumentieren hohe Grundgeräuschpegel und lange Nachhallzeiten in vielen Unterrichtsräumen. Diesbezügliche Normwerte (DIN 18041) werden häufig weit überschritten. Zum anderen belegen psychoakustische Untersuchungen, dass Kinder durch ungünstige Hörbedingungen wesentlich stärker beeinträchtigt werden als Erwachsene. Die Fähigkeit zum Verstehen von verhallter und / oder von Störgeräuschen umgebener Sprache ist erst im Jugendalter vollständig ausgebildet. Bis dahin gilt: Je jünger die Kinder sind, desto stärker sind die Beeinträchtigungen. Kinder mit Lernstörungen und Kinder, die nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet werden, sind noch stärker von negativen Wirkungen ungünstiger Akustik betroffen als ihre gleichaltrigen Mitschüler. Unsere Studien zielen darauf, die Auswirkungen von Hintergrundgeräuschen und Nachhall auf kindliche Hörverstehens- und Lernprozesse zu analysieren und hieraus begründete Empfehlungen für die akustische Gestaltung von Lernumwelten abzuleiten.
Repräsentative Publikationen
Klatte, M.; Hellbrück, J.; Seidel, J. & Leistner, P. (2010). Effects of classroom acoustics on performance and well-being in elementary school children: A field study. Environment and Behavior 42 (5), 659-692. Download here
Klatte, M. (2006). Auswirkungen der akustischen Bedingungen in Schulräumen auf Kinder – Ergebnisse aus Labor- und Felduntersuchungen. Zeitschrift für Lärmbekämpfung, 2/2006, 41-46.