Patrick Bettinger
Jun. Prof. Dr. Patrick Bettinger (Vita) wird auf dem JFMH 2018 die einleitende Keynote halten. Sie trägt den Titel:
"Mit Medien etwas machen oder das Mitmachen der Medien? Teilhabe und verteiltes Handeln in sozio-medialen Kollektiven"
Abstract:
Bei der Gestaltung und Erforschung von Lern- und Bildungsprozessen mit digitalen Medien gilt es inzwischen als Common Sense, letztere nicht nur als neutrale Vermittlungsinstrumente zu betrachten. Stattdessen rücken Perspektiven in den Vordergrund, welche die sozio-kulturelle Verfasstheit und entsprechend deren Prägekraft berücksichtigen. Dennoch zeigt sich, dass in Diskursen um „digitale Bildung“ und entsprechenden Maßnahmen eine anthropozentrische Herangehensweise vorherrscht, die den Menschen oft als exklusive und relativ autonom agierende Handlungsinstanz begreift. In Zeiten der tiefen Verwobenheit unserer Lebenswelt mit algorithmisierten Prozessen und der Omnipräsenz digitaler, vernetzter Endgeräte und Interfaces, wird die Prämisse des autonom handelnden Subjekts jedoch immer weniger tragfähig. Hierdurch ergeben sich insbesondere für Fragen der Teilhabe an Lern- und Bildungsprozessen neue Herausforderungen, denn neben neuen Partizipationsmöglichkeiten durch digitale Medien entstehen neue Exkludierungsmechanismen, die Ungleichheiten befördern können.
Der Vortrag skizziert einen Standpunkt für die Gestaltung und Erforschung von Lern und Bildungsprozessen an der Hochschule, der als post-anthropozentrisch bezeichnet werden kann. Vor dem Hintergrund aktueller zeitdiagnostischer Ansätze werden hierzu u.a. Bezüge zu neueren praxistheoretischen Arbeiten sowie Ansätzen aus dem Umfeld des ‚new materialism‘ hergestellt. Eine solche Herangehensweise bedingt paradigmatische Verschiebungen: Fragestellung nach der Teilhabe an Lern- und Bildungsprozessen richten sich dann zunehmend auf sozio-mediale Kollektive, Handeln wird als verteilte Größe betrachtet und der ereignishafte Charakter hybrider Phänomene gerät stärker in den Fokus. Zugleich werden durch diese Herangehensweise auch ethische und normative Probleme erkennbar.
Der Vortrag stellt dar, welche Möglichkeiten und Grenzen eine solche Positionierung für Fragen der Teilhabe im Hochschulkontext mit sich bringt und plädiert für eine Öffnung hin zu neuen Perspektiven und Fragerichtungen bezüglich Lernen und Bildung.