Umweltbelastungen und soziale Ungleichheit in Deutschland - Eine nationale Untersuchung der räumlichen Muster und kausalen Prozesse

Umweltungleichheit beschäftigt sich mit der ungleichen Verteilung von Umweltbelastungen über die Gesellschaft hinweg. Während in den USA eine Vielzahl an Studien die überproportionale Belastung von Minderheiten dokumentiert, befassen sich in Deutschland nur wenige Studien mit dem Thema. Die wenigen Studien beruhen überwiegend auf subjektiven Einschätzungen der Umweltbelastung oder räumlich aggregierten Daten, was eine schwerwiegende Forschungslücke darstellt. Außerdem liefern Studien aus den USA uneinheitliche Befunde über die kausalen Mechanismen. Manche Studien betonen selektive Migrationsprozesse, andere heben selektive Standortwahl hervor und wieder andere zeigen, dass infrastrukturelle Faktoren eine große Rolle bei der Entstehung von Umweltungleichheit einnehmen. Die widersprüchlichen Befunde stellen eine zweite schwerwiegende Forschungslücke dar, insbesondere vor dem Hintergrund der schwerwiegenden Konsequenzen einer langfristigen Belastung durch schädliche Umweltbelastungen.Das Ziel dieses Antrags ist es, die genannten Forschungslücken zu schließen, indem Daten auf der Haushaltsebene mit verbesserten Maßen von Umweltbelastungen in Deutschland verbunden werden. Spezifisch befasst sich das Projekt mit den Forschungszielen (1) das Ausmaß an Umweltungleichheit in Deutschland anhand von Daten auf der Haushaltsebene (im Gegensatz zu räumlich aggregierten Daten) und objektiven Maßen für die Umweltbelastung zu erfassen und zu beschreiben und (2) die zugrundeliegenden kausalen Mechanismen mithilfe von geo-referenzierten Paneldaten zu untersuchen.Dazu beinhaltet das Projekt eine Reihe von Zwischenzielen: Erstens entwickeln wir eine exakte Schätzung der schädlichen Umweltbelastung durch die Anwendung verbesserter Diffusionsmodelle basierende auf dem European Pollutant Release and Transfer Register (E-PRTR). Zweitens verbinden wir diese Daten mit räumlichen aggregierten Daten und Querschnitts- sowie Panel-Befragungsdaten auf der Haushaltsebene, wodurch wir die kausalen Mechanismen identifizieren und außerdem untersuchen können, warum bisherige Forschung auf der räumlich aggregierten und der individuellen Ebene gegensätzliche Befunde liefern. Drittens werden die Daten mit geographischen Eigenschaften der städtischen Form und Infrastrukturen verbunden, da diese Faktoren gerade bei der Entwicklung von Präventionsstrategien wichtig sein können. Viertens verwenden wir Panelregressionen mit Fixed-Effects Schätzern, da die kausalen Mechanismen in zeitlicher Perspektive betrachtet werden müssen. Forschung, die diese Gesichtspunkte berücksichtigt, wird nicht nur die deutsche Forschung in diesem Feld voranbringen, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zur Identifikation der kausalen Mechanismen der Umweltungleichheit leisten. Außerdem erlaubt es die Übertragung der amerikanischen Methoden, komparative Forschung im Feld zu betreiben und so wichtige strukturelle Treiber der ungleichen Verteilung international zu vergleichen.