Haaß-Talk 2025

Künstliche Intelligenz – Bedrohung oder Förderung menschlicher Freiheit?

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15. Mai 2025,
16-17:30 Uhr Rotunde,
Eintritt ab 15:30 Uhr

Referent

Prof. Dr. Armin Grunwald ist Philosoph und Physiker. Er ist Mitglied im Deutschen Ethikrat, hat eine Professur für Technikphilosophie am KIT inne und ist zugleich Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag.

Abstract

Künstliche Intelligenz (KI) bewegt die Menschen. Einerseits werden Wunder erwartet, zu denen scheinbar die menschliche Intelligenz nicht in der Lage ist. Andererseits aber wird Unfreiheit befürchtet, wenn Menschen zu Objekten maschineller Entscheidungen gemacht und öffentliche Kommunikation und individuelles Verhalten manipuliert werden. Unzweifelhaft kann KI in vielen Situationen Menschen unterstützen, gute Unterscheidungen zu treffen und damit Freiheiten zu vergrößern – allerdings kann sie auch das Gegenteil bewirken. Hier ein klares Bild zu erhalten, bedarf der anthropologischen Rückbesinnung auf den Menschen. Der Deutsche Ethikrat hat einen Bewertungsrahmen für KI-Anwendungen vorgeschlagen, der sich daran orientiert, ob diese die menschliche Freiheit fördern oder ihr zuwiderlaufen.

Im Vortrag werde ich zunächst diesen Rahmen vorstellen und anhand von Beispielen erläutern. Sodann stellt sich die Frage nach Gestaltungsmöglichkeiten, um die Freiheitsgewinne durch KI zu ernten, nicht jedoch in Unfreiheiten und Zwänge hineinzulaufen. Diese Frage werde ich auf zwei Ebenen angehen:

Zum einen sind die Eigenschaften der KI nicht vorherbestimmt oder durch Naturgesetze vorgegeben. Vielmehr werden KI-Algorithmen und Systeme von Menschen nach Zielen und Zwecken entworfen. Dies ist keineswegs wertneutral. Es gilt daher freiheitsfördernde Eigenschaften, wo immer möglich, bereits in die KI-Systeme wie etwa soziale Roboter, hinein zu implementieren. In dieser Hinsicht werde ich kurz Ansätze zur wertorientierten Technikgestaltung vorstellen, wie das Constructive Technology Assessment, das Value Sensitive Design, das Socio-Technical Integrative Research STIR und das Value-based Engineering nach ISO/IEC/IEEE 24748-7000.

Zum anderen zeigt sich, dass es immer wieder nicht so sehr auf die KI selbst ankommt, sondern auf den menschlichen Umgang mit KI, also: wie sie eingesetzt wird, welche Zuständigkeiten ihr übergeben werden, ob noch Menschen weiterhin Verantwortung behalten, und ob menschliche Urteilskraft die entscheidende Instanz bleibt. In diesem Sinne gilt es, diese zu stärken, und eine digitale Mündigkeit zu entwickeln.

Insgesamt also kommt es darauf an, sowohl die KI-Systeme nach ethischen Standards und sozialen Werten zu gestalten als auch sie in Nutzungskontexte verantwortlich und reflexiv einzubetten, letztlich also freiheitsfördernde sozio-technische Konfigurationen zu schaffen. Zentral hierfür ist offensichtlich eine konstruktive Kooperation zwischen Informatik und Ingenieurwesen auf der einen und Ethik und Sozialwissenschaft auf der andern Seite.

Was ist der Haaß-Talk?

Der Haaß-Talk wird von der an der RPTU angesiedelten Ursula und Dieter Haaß Stiftung jährlich veranstaltet. Weltweit führende Forschende berichten über aktuelle Ergebnisse ihrer Arbeit. Im Jahre 2025 wird der Haaß-Talk vom Fachbereich Sozialwissenschaften ausgerichtet.